< Zurück

Home Story – 3 Generationen unter einem Dach

Was als Übergangslösung gedacht war, wurde zu einem Zuhause für 3 Generationen. Familie Kück hat aus einem Einfamilienhaus ein Mehrgenerationenhaus gezaubert und sich ein kleines Paradies erschaffen.

Standort: Eupen (Belgien)
Fläche: • OG: 140 m2 (Balkon: 25 m2)
• EG: 140 m2 (Terrasse: 35 m2)
• UG: 140 m2
• Anbau: 65 m2
Bewohner: • Generation 1:
Michèle Münch-Kück (Mutter) & Pepper (Hund)
• Generation 2:
Caroline Kück (Tochter) & Oliver Müllem (Ehemann)
• Generation 3:
Oscar (8 J.), William (6 J.), Johann (1,5 J.) & Balu (Hund)
Umbaumaßnahmen: • Anbau im UG für 3 Kinderzimmer und ein Bad
• Ausbau Dachgeschoss in Wohnbereich mit
lichtdurchfluteter Gaube
und Zugang zu Balkon/ Terrasse
• Große Balkon- und Terrassenanlage (über 2 Etagen)
• Gartenanlage
• Erneuerung der Elektrik
• Erneuerung der Heiztechnik, Umstellung
auf moderne Gasbrennwerttechnik

Wir werden etwas ungestüm aber durchaus liebevoll von Balu, dem Vierbeiner der Familie Kück begrüßt. Johann, der anderhalbjährige Sohn isst gerade sein Leberwurstbrötchen und legt es zum Trinken beiseite. Als Caroline Kück, Mutter dreier Kinder, einen Moment lang nicht hinschaut, schnappt sich Balu das Brötchen des Kleinen und mit einem Happs ist es verschwunden. Johann macht große Augen, unschlüssig, wie er das denn findet. Balu schaut unschuldig drein.

2 Familien unter einem Dach. Wie es dazu kam…

Caroline, ihr Mann Oliver Müllem, die 3 Kinder Oscar, William, Johann und Hund Balu leben im Unter- und im Obergeschoss des Hauses, während Carolines Mutter, Michèle Münch-Kück und ihr tierischer Gefährte Pepper im Erdgeschoss, quasi in der Mitte, wohnen. Michèles Mann ist vor einigen Jahren an einem Gehirntumor gestorben. „Er hat immer gesagt, es wäre schön, wenn eins
der Kinder eines Tages hier einzieht und ein Mehrgenerationenhaus daraus macht“, sagt sie.
Caroline fährt fort und erzählt davon, wie sie bauen wollte. „Wir waren auf der Suche nach einem Grundstück. Dann ist mein Mann jobbedingt nach Frankfurt gegangen und war nur noch an den Wochenenden zu Hause. Also sind wir mit den Kindern übergangsweise hier eingezogen.“ Doch die Grundstückssuche gestaltete sich schwieriger als gedacht und als nach anderthalb Jahren noch nichts gefunden war, kehrte die Idee des Vaters ins Bewusstsein zurück. „Meine Schwester hatte kein Interesse an dem Haus“, meint Caroline. „Aber ich konnte mir das vorstellen.“ Gesagt, getan. Gemeinsam mit dem Architekten Sebastian Borch entwickelten sie den Umbauplan, vom Ein- ins Mehrfamilienhaus.

Licht ist das schönste Baumaterial

„Helligkeit war mir wichtig“, verrät Caroline. „Vorher war es sehr dunkel.“ Der Wohnbereich im Dachgeschoss, bestehend aus einer offenen Küche, einem großzügigen Ess- und Arbeitsbereich und einem Wohnzimmer wurde seiner Wände entledigt und verfügt nun über ein freundliches und lichtdurchflutetes Ambiente, das durch die naturbelassenen hellen Eichenholzböden noch betont wird. Ein gelungenes Konzept.

Wände raus & Licht rein

„Wir haben alles rausgerissen, was man rausreißen konnte“, erinnert sich Caroline. Das Herzstück ihres Lebensbereiches befindet sich im Obergeschoss des Hauses. Durch eine Entkernung konnte ein offener Wohn-, Koch- und Essbereich geschaffen werden.

Das Bauunternehmen Bindels aus Eupen, hat den Sturz für die Tür entfernt, die Fenster geöffnet, das Mauerwerk rausgeholt und die Öffnung für die Schiebetür vorgesehen. Bauschreiner und Dachdecker Michael Hungs hat die Entkernung im Obergeschoss geleitet und mit geschaut, welche Stützen entfernt und welche bleiben mussten. Anschließend konnte das Unternehmen sich der Gaube widmen, einer Baumaßnahme, die sich durch und durch gelohnt hat. Durch die breite Fensterfront fällt nun sehr viel Licht in den Raum. Genau das, was Caroline Kück sich gewünscht hat. Außerdem konnte einiges an Platz in der Höhe gewonnen werden. Der gesamte Wohnbereich konnte durch die Entkernung sehr offen und hell gestaltet werden. Die Panoramafenster im Esszimmer lassen maximal Licht herein und ermöglichen einen wunderbaren Blick über die Nachbarschaft und ins Grüne.

Der Esstisch ist, ebenso wie die Fernsehmöbel, eine Maßanfertigung von Steps aus Limbourg in Überlänge und doch scheint er für die Familie gerade groß genug. Caroline erzählt von Kindergeburtstagen oder davon, dass man an der einen Seite arbeiten und an der anderen Tischseite immer noch mit der Familie essen kann. Der wahre Eyecatcher jedoch ist die Lampeninstallation direkt darüber. Eine Designerleuchte von Studio Italia mit unzähligen durchsichtigen Kugeln. Caroline lacht: „Ich weiß, das ist viel Lampe, aber tagsüber, wenn sie nicht an sind, kann man durch die Kugeln hindurchschauen. So fallen sie gar nicht so groß auf“, und Tages- und Sonnenlicht können ungehindert in den Raum fließen.

Eingebettet in die Gaube befindet sich die großzügige Küche von Mauel. Michèle hat bereits 3 Küchen von Mauel erworben und das Unternehmen ihrer Tochter empfohlen. Diese hat sich für anthrazitfarbene Schränke und eine helle Arbeitsplatte entschieden. Das Sofa im Wohnzimmer ist Carolines Lieblingsplatz. Es erinnert aufgrund seiner Dimension eher an eine gemütliche Sitzlandschaft. „Das haben wir bei Mathes in Aachen gefunden, ebenso wie den Sessel.“ Es fällt nicht schwer, sich hier alle 3 Generationen beim gemeinsamen Fernsehabend vorzustellen. Das Sideboard stammt aus der gleichen Feder wie der Esszimmertisch und ist eine Maßanfertigung.

Balkon- und Terrassenanlage

Vom Wohnzimmer aus gelangt man durch eine Schiebetür direkt auf die Terrasse. Hier erwartet uns eine Balkon- und Terrassenanlage aus Holz und Stahl. Die Stahlkonstruktion über unseren Köpfen, die vom Unternehmen Metallbau Belleflamme umgesetzt wurde, ist noch nicht ganz fertig. Hier soll langfristig Sonnenschutz Platz finden, denn in den Sommermonaten wird es hier oben ganz schön warm. Über eine Treppe geht es hinunter auf die Terrasse von Michèle.
Hier hat das Unternehmen ALT Gartengestaltung ganze Arbeit geleistet, denn die großen Steinfliesen betten sich ganz wunderbar in die Landschaft und erzeugen ein gemütliches Flair. Außerdem vom Unternehmen realisiert wurde die Treppe, die seitlich des Hauptgebäudes hinunter zum Anbau führt, ebenso wie die Beete, die die Treppe flankieren, die Bepflanzung und die untere Terrasse.

Ein Anbau für die Kinder

Im Untergeschoss hat das Bauunternehmen aus Eupen einen Durchbruch vom Keller aus geschaffen und daran einen Anbau gesetzt, der nun 3 Kinderzimmer und ein Badezimmer beherbergt. Der Flur wurde so großzügig gestaltet, dass er ebenfalls zum Spielen genutzt werden kann. Zudem gelangen die Kinder von hier aus über eine Verandatür direkt auf die untere Terrasse.

Definitiv zufrieden mit dem Ergebnis

„Jeder der Handwerker war super und hat exzellente Arbeit geleistet“, betont Caroline. „Alles ist schön geworden.“ Die Gaube gefällt ihr besonders gut. Dennoch gibt sie zu, dass sie das ein oder andere auch anders machen würde, wenn sie nochmal von vorne anfangen könnte. So würde sie zum Beispiel den Holzboden aus dem Schwarzwald, den sie für den Wohnbereich gewählt hat, anstatt naturbelassen und weiß geseift am liebsten gleich wieder abschleifen lassen und einölen. „Der Holzboden ist Fluch und Segen zugleich“, sagt sie. „Er ist sehr schön, aber eben auch sehr empfindlich. Beim Putzen verändert er die Farbe. Daher kann ich nicht einfach nur die Küche putzen. Ich muss immer die gesamte Fläche putzen. Das ist aufwendig und kostet viel Zeit.“

Wie ist es mit 3 Generationen unter einem Dach?

Michèle lacht: „Man gewöhnt sich dran.“ Jeder kommt und geht, wann er möchte. Die Familie lebt eng zusammen und wann immer sich die Gelegenheit ergibt, frühstücken sie alle sonntags zusammen. Gerne auch auf der Terrasse, wenn das Wetter mitspielt. „Die Kinder finden das toll und es ist immer jemand da“, schließt Caroline. Sie ist selbst in einem Mehrgenerationenhaus aufgewachsen, mit der Oma immer in kinderfußläufiger Nähe.

3 Fragen an… Sebastian Borch (Architekt)

Haben Sie besondere Materialien für den Bau verwendet?

Sebastian Borch: Licht ist das schönste Baumaterial. Durch die senkrechten breiten Fenster der Gaube und die Schiebefensteranlage im Obergeschoss, die für eine Vergrößerung der Verglasung und für einen direkten Zugang zum Balkon sorgt, konnten wir maximal Licht hereinlassen. Verglasungen sind ja heutzutage so energieeffizient, dass man auch große Öffnungen machen kann. Das schafft sehr viel Lebensqualität. Außerdem haben wir im Innenbereich mit hellen Materialien gearbeitet und dadurch nicht nur ein lichtdurchflutetes, sondern auch ein sehr freundliches Ambiente erschaffen.

Und in Bezug auf Nachhaltigkeit…?

S.B.: Der Anbau ist aus einem modernen Ziegelstein. Hier ging es darum, prinzipiell die Verwendung von chemischen Dämmstoffen zu vermindern. Der Ziegelstein ist 36
Zentimeter breit und mit vielen Luftkammern versehen. Durch die Lufteinschlüsse hat er einen sehr guten Dämmwert. Der Stein hat auch eine positive Bilanz bezüglich seiner Rückbaufähigkeit. Hierfür muss man wissen, dass die Bauindustrie 40 % der Rohenergie weltweit verbraucht. Da ist viel Potenzial Energie einzusparen. Das haben wir hier genutzt. Der Anbau wurde so geplant, dass der Stein, falls der Anbau mal abgerissen werden sollte, zerkleinert werden kann und als Unterbau zum Beispiel für Straßen wiederverwertet werden kann.

Kann man sich als Architekt in einem solchen Projekt auch selbstverwirklichen?

S.B.: Der Bauprozess ist ein gemeinsamer kreativer Prozess. Das ist wie eine Art Ehe, die oft über ein, zwei oder drei Jahre läuft. Inwieweit man sich als Architekt auch selbstverwirklichen kann, ist unterschiedlich. Denn jeder Kunde ist anders. Die einen haben sehr genaue Vorstellungen von dem, was sie sich wünschen. Die anderen geben das Zepter ab. Sie sagen „Ich vertraue dir“ und lassen einen machen. Doch es hilft schon, wenn der Kunde Vorstellungen hat. Ob Skizzen, Moodboard oder Bilder von Pinterest, genau diese Details und Vorstellungen helfen mir, die Erwartungen der Kunden zu erfüllen und meinen eigenen gerecht zu werden. Denn man kann nicht mehr bauen, wie vor 20 oder 30 Jahren. Daher kläre ich jeden Kunden vorab über die Problematiken auf. Dadurch findet man relativ schnell zusammen.